Photo: MoD/MOD [OGL (http://www.nationalarchives.gov.uk/doc/open-government-licence/version/1/)], via Wikimedia Commons

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Facebook und Co: sind meine Daten sicher? 

Facebook und Co sind aus dem privaten Gebrauch von fast allen Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Doch spätestens seit der NSA-Affäre sollte auch dem jüngsten Facebook-Nutzer klar sein: Daten im Internet sind nie privat, auch wenn Google, WhatsApp und ähnliche Dienste dies propagieren.

Privatsphäre auf Beiträge oder Fotos: was kann eingestellt werden? 

Die Sichtbarkeit von geposteten Bildern oder Beiträgen kannst du ohne große Probleme bei dem Posten des neuen Status einstellen. Links neben dem blauen „Posten“-Button steht im Normalfall Freunde mit einem kleinen Kopfsymbol. Durch einen Klick auf den Text öffnet sich ein kleines Menü, in dem Anweisungen gegeben können, wer das Update von dir sehen darf. Über benutzerdefinierte Einstellungen können sogar einzelne Personen ausgeschlossen werden – sei es der/die Ex, eine Person aus dem näheren Umfeld oder sonstiges. An dieser Stelle musst du trotzdem aufpassen: per Mund-zu-Mund-Propaganda erreicht es die ausgeschlossene(n) Person(en) schneller als dir lieb sein wird.

Besonders sinnvoll ist es, diese Funktion bei Facebook-Apps zu benutzen. Nervige Anfragen von FarmVille, Candy Crush Saga oder ähnlichen Programmen stören deine Freunde nur unnötig. Stelle die Privatsphäre am besten bei dem Zulassungs-Dialog auf „nur ich“, um andere Nutzer vor einer Flut von irrelevanten Werbebeiträgen zu verschonen.

Apps dürfen vieles – schon mal durchgelesen? 

Die meisten Anwendungen, die du bei Facebook hinzufügst, wollen einige Berechtigungen haben. Die meisten geben sich mit deinen allgemeinen Informationen zufrieden – hört sich harmlos an, oder? Dann lies‘ dir durch, was darunter gefasst ist. Du gibst, um beim Beispiel zu bleiben, Zynga (der Firma hinter FarmVille) die Rechte, deinen Namen, dein Profilbild, die Nutzer-ID, alle öffentlichen Beiträge sowie sogar deine Freundesliste anzusehen. Manche Anwendungen gehen noch weiter und wollen alle deine Fotos sehen. Du kannst selbst herausfinden, was mit diesen Daten in falschen Händen alles passieren kann: bei der Webseite „Take this Lollipop“² wird ein möglicher Missbrauch von privaten Daten dargestellt. Sollte eine zwielichtige Firma von dir die Erlaubnis bekommen, all diese Daten abzurufen, kann diese die Fotos, Beiträge, Freunde, Mailadressen und Telefonnummern missbrauchen. Individualisierte Werbung über deine vergebenen Likes und Spam-Mails wären das geringere Übel, viel schlimmer wird es, wenn dein Profil ausgeschlachtet wird. Identitätsdiebstahl[1] oder Stalking sind nur zwei Möglichkeiten. Betrüger sind und waren von jeher kreativ und finden immer neue Wege, um an die persönlichen Angaben zu kommen.

Auch die Geheimdienste holen sich Daten 

Unter dem Deckmantel der Verbrechensbekämpfung holte sich der Geheimdienst NSA im zweiten Quartal 2012 rund 19.000 Profile von Facebook[3] – das sind die offiziellen Daten. Wie viel sonst noch abgegriffen wird, kann man nur erahnen. Der GCHQ aus Großbritannien ist jedenfalls auch nicht ganz unschuldig: wer zum Beispiel Daten aus den USA, Irland oder England empfängt, landet höchstwahrscheinlich in den Aufzeichnungen des Geheimdienstes. Bis zu 600 Millionen Daten sammelt „Big Brother“. Die Serverstandorte, also die Orte, wo auch deine Bilder, Beiträge und Events bei Facebook gespeichert sind, werden größtenteils dynamisch nach freien Ressourcen gewählt. Die Daten finden sich in Schweden, den USA, Irland und einigen weiteren Ländern[4]. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei dem Transport etwas aufgezeichnet wird, ist nach den von Edward Snowden geleakten Informationen sehr groß.

Implementierter Like-Button reicht, um Interessen herauszufinden 

Sehr viele Internetseiten haben inzwischen Social-Media-Buttons installiert. So findet sich auch auf der Internetpräsenz der Jugendpresse Deutschland ein solches Feld. An der linken Seite findet sich ein Kasten, in welchem du den Facebook-Auftritt „liken“ kannst. Dabei macht der kleine Kasten aber nicht nur das: Er verfolgt fast das gesamte Nutzerverhalten auf der Webseite. Dabei achtet Facebook auf die Position des Mauszeigers, wo geklickt wird und was für Seiten aufgerufen werden. Selbst Google mit dem Werbeprogramm AdSense, welches ebenfalls auf fast jeder Seite zu finden ist, ist in Sachen Nutzererfassung nicht so aggressiv.

Und jetzt muss man sich einmal vorstellen, fas Mark Zuckerberg durch ein cleveres Verbinden der Daten anstellen könnte. Beispielszenario: Dir gefällt auf Facebook „Die Tribute von Panem“ und hast außerdem die Internetseite eines Kinos besucht, auf der ein oben beschriebener Kasten oder Likebutton eingebaut ist. Außerdem wird deine aktuelle Position benutzt, um festzustellen, wo du dich befindest. Daraufhin könnte Facebook „zufällig“ Werbung für das nächste Kino und den Film „Die Tribute von Panem“ anzeigen.

Ganz so intelligent ist das soziale Medium zum Glück noch nicht – oder zeigt es zumindest nicht. Schon jetzt wird aber dein Likeverhalten analysiert und gezielt für Werbung auf Facebook genutzt. Wer die Datensammlung außerhalb des sozialen Netzwerkes vermeiden will, hat zwei Möglichkeiten: entweder immer wieder ausloggen oder einen anderen Browser für das Surfen im Rest des Internetzes benutzen.

Bewegungsprofil? Theoretisch kein Problem 

Mit der Nutzung der Facebook-App stimmst du zu, dass Facebook dich per GPS-Signal orten darf. Angeblich passiert dies nur, falls du deinen Standort mit anderen als Status teilen möchtest, oder, wie im unten beschriebenen Beispiel, in Chats. Doch auch ohne genaue GPS-Ortung kann Facebook dich aufgrund der Funkzellen der Mobilfunkanbieter in dicht besiedelten Gebieten auf rund 100 Meter genau orten. Datenschutzrechtlich darf Facebook dies natürlich nicht. Wenn sich das ändern sollte, lässt sich am besten am Beispiel von Malte Spitz visualisieren, was das soziale Netzwerk auf einmal über deinen Tagesverlauf weiß. Der Politiker forderte die Vorratsdaten von seinem Telekommunikationsanbieter und stellte die daraufhin der „Zeit“ zur Verfügung[6]. In der interaktiven Grafik lässt sich sein Leben fast vollständig rekonstruieren, gepaart mit möglichen Facebook-Beiträgen hat Big Brother alle Informationen für personalisierte Werbung.

Auch privat kommst du teilweise an die Bewegungsdaten deiner Freunde heran. Zum einen gibt es die öffentlichen Beiträge mit GPS-Daten, aber auch im Chat mit der jeweiligen Person werden von Zeit zu Zeit Orte mitgesendet. Dein Opfer muss nur für Facebook die Ortung zugelassen haben. Fährt es dann mit dem Zug vom Ort A nach B, kann über neue Nachrichten der aktuelle Stand mitverfolgt werden.

Fazit 

Letzten Endes gilt: Wer seine Daten nur Freunden zeigen möchte, muss dies offline tun. So gut wie jede (unverschlüsselte) Übertragung wird aufgezeichnet und ist für die NSA frei zugänglich. Und selbst Verschlüsselungsstandards wie das von Facebook genutzte SSL sind unsicher[5]. Schon jetzt ist das Internet nicht allzu weit entfernt von einer totalen Kontrolle vom Staat, wie in dem Buch „1984“ von George Orwell propagiert wurde[7].

Foto: MoD/MOD [OGL (http://www.nationalarchives.gov.uk/doc/open-government-licence/version/1/)], via Wikimedia Commons