von Slaunger (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

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Wenn Angst das Leben bestimmt

Sie ist überall. Sie begleitet uns ein Leben lang. Sie steckt in jedem von uns. Doch scheinen manche trotzdem gänzlich frei von ihr: Angst.

Es ist ein Thema, das uns alle betrifft. Wer von uns hat ihr nicht schon einmal ins Auge geblickt, sich ihr gestellt? Wer von uns ist nicht schon einmal an ihr verzweifelt, hat sich von ihr übermannen lassen? Es gibt wohl nur wenige andere Aspekte der menschlichen Psyche, die derart präsent in jedem Menschen sind wie die Angst.

Allein die Tatsache, dass es tausende verschiedener Fachausdrücke gibt, die die absurdesten Ängste beschreiben, zeigt uns, dass das Thema allgegenwärtig ist und sich auf unterschiedlichsten Wegen äußern kann. Der wohl bekannteste fachlich beschriebene Angstzustand ist die Klaustrophobie, im Volksmund fälschlicherweise oft auch als Platzangst beschrieben. Definiert Platzangst jedoch die Angst vor öffentlichen Plätzen, drückt Klaustrophobie das aus, was meistens unter Platzangst verstanden wird, nämlich die Angst vor engen Räumen.

Um nicht zu sehr in psychologische Klassifikationen zu verfallen, macht es durchaus Sinn, einen Schritt zurück zu gehen, und sich zu überlegen, welche Ängste den Menschen sein Leben lang beschäftigen.

Sie ist unser ständiger Begleiter 

Schon in der Kindheit trifft man einige der größten Ängste an, die einen Menschen in seinem weiteren Leben beschäftigen können. Verlustängste treten bei Menschen bereits im Alter weniger Wochen auf, in vielen Fällen dämpft sich dieses Bündel von Ängsten in der Kindheit und Jugend ab, doch nicht immer gelingt diese Entwicklung reibungslos. In weniger erfolgreichen Fällen lässt sich im Alltag eines Erwachsenen oft ein Verhalten beobachten, das eine extreme Variante von Eifersucht darstellt und als Kontrollwahn bezeichnet werden könnte. Statistiken renommierter Erziehungswissenschaftler und Psychologen bestätigen dieses Phänomen und warnen vor diesem Verhalten. Sprich: Der Versuch, den Verlust eines Menschen – durch die Konzentration der Aufmerksamkeit auf ihn – zu vermeiden, führt oft dazu, dass der andere sich eingeengt und unwohl fühlt, sich deshalb distanziert.

Eine weniger teuflischere Angst überkommt viele Kinder im Kleinkindalter. Jene vor der Dunkelheit ist wahrscheinlich die Angst schlechthin, mit der ein jeder einmal seine Erfahrungen gemacht hat. Diese Art der Angst können wir bereits in der frühen Geschichte der Menschheit beobachten, denn schon die Steinzeitmenschen hatten nachweisbar mit dieser Angst zu kämpfen, wie uns alte Zeichnungen und Höhlenmalereien verraten. Über die Dauer der Jahrtausende hat sich daran nicht viel geändert. Zwar wissen wir heute, dass die Nacht selbst nichts „Böses“ mit sich bringt, doch sorgt das Licht des Mondes noch heute bei vielen Menschen für ein gewisses Unwohlsein. Wer hat sich nicht in der Nacht schon einmal gewundert, dass vieles so anders aussieht als am Tag, obwohl der Schein bekanntlich trügt. Es mag eine unbegründete Angst des Menschen sein, doch ist es eine von jenen, die auf einfache Weise veranschaulicht, was ein Angstzustand mit uns macht.

Eine Zukunft ohne Angst? 

Angst blockiert den Menschen in vielen Fällen, sie manipuliert uns, lässt uns zweifeln, nicht nur an der Situation an sich, sondern auch an uns selbst.

Wagt man sich noch einen Schritt weiter und wirft einen Blick auf die Jugend steht eine Angst im Vordergrund, die noch nie so präsent war wie in den letzten Jahren; die Rede ist von der Angst vor dem, was später einmal ist. Wie sieht die Zukunft aus? Was wird aus mir? Wo stehe ich in einigen Jahren? Was will ich einmal erreichen?

Es sind genau diese Fragen, die vor allem Schüler zum Ende ihrer Schullaufbahn beschäftigen. Oftmals auch gezwungenermaßen, denn einmal aus der Schule heraus, ist die Schonzeit endgültig beendet. Die Richtung wird von niemandem mehr vorgegeben, den Abschluss in der Hand, heißt es: Jetzt ist Eigeninitiative gefragt.

Angst und Bildung – Absurdität oder Normalität? 

Unser derzeitiges Schulsystem definiert in vielen Fällen schon vor, wem welcher Weg geebnet wird und da es nach wie vor so ist, dass die allgemeine Hochschulreife die größte Auswahl an

Ausbildungsmöglichkeiten bietet, lohnt sich in diesem Fall ein Blick in die gymnasiale Oberstufe, denn Auswahlreichtum muss nicht immer etwas Positives sein.

Durch die Verkürzung der Schulzeit von dreizehn auf zwölf Jahre, werden die Schüler heute noch früher vor die Entscheidung gestellt, wie ihre Zukunft aussehen soll. Doch fragt man einmal die Schüler eines Oberstufenjahrgangs nach ihren Zukunftsvorstellungen und Berufszielen, stößt einem vor allem eines entgegen: Ahnungslosigkeit. Die wenigsten Schüler wissen konkret, in welche Richtung sie gehen wollen. Also beginnt meistens nach den Abiturprüfungen die Zeit der Entscheidung, welches Studium oder welche Ausbildung es sein soll. Schulen und andere Einrichtungen versuchen, die Schüler bei dieser Entscheidung zu unterstützen, doch bleibt anzumerken, dass in erster Linie die Schüler selbst wissen müssten, wo ihre Interessen und Fähigkeiten liegen.

Es ist sicherlich einer der größten Fehler, die man begehen kann, sich vom schönen Leben in Ruhm und Reichtum blenden zu lassen. Ein Abschluss in Betriebswirtschaftslehre bedeutet beispielsweise noch lange kein Leben ins Saus und Braus. Davor steht ein zeit- und arbeitsintensives Studium, das den ehemaligen Schülern noch einiges mehr abverlangen wird als die Schule es zu tun vermag. Wer sich für die Materie nicht interessiert, sich in ihr nicht wohl fühlt, der muss sich durch das Studium quälen und kann auch erfahrungsgemäß weniger gute Leistungen verbuchen, als Interessenten des Gebiets. Und damit rückt auch die Karriere in weite Ferne, denn auch im Studium zählen Leistung und Noten, es liegt also auf der Hand, dass nur den Besten der direkte Weg zu einer großen Karriere gewährt wird.

Wer sich später in seinem Beruf nicht wohl fühlt, der wird tendenziell öfter krank und läuft sehr viel eher Gefahr, an psychischen Krankheiten zu erkranken, wie Psychologen, Gewerkschaften und Krankenkassen berichten.

Fast noch wichtiger als die große Karriere und viel Geld ist den deutschen Schülern aber eins: Sicherheit. Blickt man zu unseren europäischen Nachbarn, erschrickt man vor Arbeitslosenquoten, die bei jungen Leuten bei fast 50 % liegen. Viele dieser jungen Menschen sind Absolventen oder sind voll ausgebildet. Es ist also nicht verwunderlich, dass sich auch unsere Schüler sorgen, nach ihrem Abschluss auf der Straße zu stehen. Als einer der sichersten Jobs bei unseren Schülern gilt weiterhin jener, der sie schon seit Jahren begleitet hat, wenn sie ihre Schulzeit beenden, nämlich jener des Lehrers. Es winkt ein sicherer Job, im besten Falle sogar die Verbeamtung, ein festes Gehalt, von dem es sich gut leben lässt, viele freie Tage und einige andere Privilegien, doch steckt hinter diesem Beruf einiges mehr, als so mancher Schüler vermuten mag. Nicht nur fachliche Kompetenzen von denen sich so mancher Geschäftsführer noch eine Scheibe abschneiden könnte, werden den Anwärtern und späteren Lehrkräften abverlangt, sondern auch eine ganze Reihe sozialer Kompetenzen, um den individuellen Charakteren der Schüler gerecht zu werden und einem jeden die Chance zu geben, sich voll zu entfalten.

Verantwortung scheuen sollte man also auch in diesem Beruf absolut nicht. 

Dass Angst blockiert, zeigen die einfachsten Fallbeispiele ziemlich gut. Pragmatische Aspekte überwiegen die persönlichen Interessen und drängen den jungen Menschen in eine Richtung, in der er sich später wahrscheinlich nicht wohl fühlen wird oder nicht wohl fühlen kann. Empfehlenswert für junge Menschen ist es also, erst einmal nach den persönlichen Interessen und Fähigkeiten zu sehen und erst dann abzuwägen, in welcher Richtung man sich selbst später einmal sieht. Nur, wer Spaß hat an dem, was er tut, kann auch dauerhaft gute Leistungen abliefern und das ist eine Anforderung, die die Arbeitswelt an uns alle stellt.

Ängste werden sich niemals ganz besiegen lassen 

Ganz generell gesagt, wird Angst uns immer begegnen, in den verschiedensten Situationen, in zuvor unvorstellbaren Formen. Wenn wir also ehrlich zu uns sind, müssen wir uns als Menschen eines eingestehen: Wir können Ängste nicht besiegen, aber wir können und wir müssen lernen, mit ihnen umzugehen. Nur so können wir Herr über sie werden und verhindern, dass sie unser Leben bestimmen.

Foto: Slaunger (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons