Was will ich später einmal werden?
Vermutlich stellt sich vor allem für viele Schüler genau diese Frage und schnell schließen sich andere Fragen an: Wo kann ich schnell Karriere machen? Wo verdiene ich das meiste Geld? Wo muss ich am wenigsten dafür tun, erfolgreich zu sein? Welcher Job ist sicher?
Doch vergessen dabei viele, sich zu fragen, welche Materie ihnen wirklich liegt, wo sie sich wohl fühlen, was ihnen Spaß macht. Es ist jedoch Fakt, dass genau diese Aspekte darüber entscheiden, wie viel Erfolg man später einmal in der Ausübung des Berufes hat.
Karriere vs. Sicherheit
Die wohl gegensätzlichsten Richtungen finden wir relativ schnell an den Zahlen der Studenten in den einzelnen Studiengängen, so sind vor allem das Fach Betriebswirtschaftslehre und die Richtung Lehramt am beliebtesten. Schnell lässt sich herausfiltern, welche Fragen hier wohl im Vordergrund standen. Für die meisten Studenten der Betriebswirtschaft zählt nicht etwa das Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen, sondern die Karriere, die winkt und damit auch das große Geld. Auf der anderen Seite stehen die Lehramtsanwärter. Von großer Karriere und dem großen Geld distanzieren sie sich oft, viel wichtiger für sie sind ein sicherer Job und ein festes, doch ordentliches Gehalt.
Es liegt auf der Hand, dass diese Idealziele nicht jeder erreichen kann. Es ist für Betriebswirtschaftler gar noch schwerer als für Lehramtsstudenten, ihre Ziele zu erreichen. Trotzdem zählt in beiden Richtungen eines gleich: das Interesse an dem Stoff. Wer sich nicht im Studium interessiert zeigt, der wird sich auch später im Beruf nur schwer für Stoff und Zusammenhänge interessieren können.
Obwohl diese Zusammenhänge vielen bekannt sind, werden sie doch gerne ignoriert, trotzdem sollte man sich dessen bewusst sein, dass ein Betriebswirtschaftler in den meisten Fällen auch nach seinem Studium betriebswirtschaftlich arbeiten wird, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Wer sich also bereits durch das Studium gequält hat, dem wird oft die Ehre zu Teil, sich auch nach dem Studium jeden lieben langen Tag mit eben der Materie zu quälen, die man im Studium möglichst vermeiden oder klein halten wollte.
Mit dem Lehramtsstudium verhält es sich nicht bedeutend anders. Schon die Aufnahme eines Lehramtsstudiums hat sich über die Jahre stark verändert, galt der Beruf Lehrer im gemeinen Volke früher als eine Art Notlösung, wenn die Abschlussnote für andere Fächer nicht ausreichte, ist es heute eher umgekehrt. Vor allem in Nordrhein-Westfalen haben sich die Numerus-Clausus-Werte so drastisch geändert wie in kaum einem anderen Bundesland. Mit einer zwei vor dem Komma der Abitur-Abschlussnote wird man schon einige Schwierigkeiten haben, einen Studienplatz in den beliebten Fächern Deutsch und Englisch zu bekommen. Hat man es einmal geschafft, gilt das Studium als gut zu bewältigen. Seit der Umstellung auf Bachelor und Master Studiengänge, reichen wenige Fachdidaktik Module im Bachelor aus, um sich für den Master of Education bewerben zu können, dessen Abschluss hierzulande die 1. Staatsprüfung mittlerweile ersetzt. Den Master einmal in der Hand, geht es auch schon in den Vorbereitungsdienst an die Schule und erst dann kommt die Praxis wirklich zum Tragen. Mit dem vorne Stehen und Erzählen ist es nicht getan, der Beruf verlangt den Einsteigern einiges mehr ab und auch nach dem Unterricht ist noch nicht Feierabend, es warten Korrekturen, Vorbereitungen für die nächsten Stunden, Besprechungen, Konferenzen und Co. Wer ein guter Lehrer sein will, der kämpft sich durch dieses Chaos, verliert jedoch eines dabei nie: den
Spaß an seiner Arbeit. Andere wiederum machen keinen Hehl daraus, dass sie eigentlich keine Lust auf ihre Arbeit haben und das geht auch an den Schülern nicht spurlos vorbei, schließlich soll der Unterricht dazu da sein, um die Schüler weiterzubilden. Die Schüler sind es also, die am Ende unter fehlenden Kompetenzen und fehlender Motivation ihrer Lehrer leiden und sich dadurch mitunter ein falsches Berufsbild ausmalen.
Betriebswirtschaftler und Lehrer – zwei verschiedene Welten?
Zugegebenermaßen ist der Zusammenhang zwischen Betriebswirten und Lehrern nicht wahnsinnig groß, jedoch können auch Lehrer in der Art und Weise gefährdet sein, die bereits bei den Betriebswirten ins Spiel kam. Besonders gefährdet sind natürlich jene Lehrkräfte, die sich jeden morgen früh aus dem Bett quälen, um pünktlich um acht Uhr vor ihrer Klasse zu stehen, obwohl sie dazu gar keine Lust haben. Aus dem Trott auszubrechen, erfordert Mut, den viele nicht aufbringen können, obwohl es für alle Beteiligten die beste Lösung wäre. Schließlich leiden nicht nur die Schüler unter der fehlenden Motivation, sondern ein unglücklicher Lehrer zerbricht mit der Zeit auch an sich selbst. Jeder Tag bedeutet eine psychische und nervliche Belastung, der der Körper nicht ewig standhalten kann, wenn es keinen Aspekt gibt, der diesen Zustand kompensieren kann, wie etwa Spaß an der Arbeit. Berücksichtigt man diese Aspekte, sollte man sich ernsthaft überlegen, die vorangegangene These zu widerlegen: haben Lehrer und Betriebswirtschaftlicher vielleicht doch mehr gemeinsam, als sich auf den ersten Blick erahnen lässt?