Juicy Beats – Zwischen Parkbesuch und Outdoor-Party
Ich schlendere durch den Dortmunder Westfalenpark, so wie 50.000 andere Besucher an diesem Wochenende. Es ist der Samstag des Juice Beats Festival 2016. Als Headliner wird abends Fritz Kalkbrenner spielen, doch bis dahin sind es noch ein paar Stunden.
Zeit, das Gelände zu erkunden.
Die erste Band ist gleich die Beste
Auf der Funkhaus Europa Bühne spielen Botticelli Baby. Die Sonne strahlt direkt auf die Bühne, davor tanzen rund 100 Leute zum Swing der Ruhrgebietsband. Nochmal so viele sitzen in Hörweite drumherum. Sänger und Kontrabassist Marlon Bösherz wirft die Hüfte von links nach rechts, singt mal auf Englisch, mal auf Französisch, zwischen den Songs deutsche Ansagen. Man sieht, dass es der siebenköpfigen Band Spaß macht, gemeinsam auf der Bühne zu stehen – und man hört, dass sie ihre Instrumente beherrschen. Über das Konzert zeigt jede/r von ihnen in mindestens einem Solo sein bzw. ihr Können. So trommelt sich beispielsweise Schlagzeuger Tom sich durch ein zweiminütiges Drumsolo, das von laut und wild zu fast nicht mehr zu hören wandert und schließlich doch wieder in den Song überleitet und Pianist Lucius springt mit den Händen über die gesamte Breite des Pianos.
Ein guter Start in den Festivalnachmittag – und die beste Band, die ich an diesem Tag sehen werde.
Und ständig nerven die Smartphones
Eine halbe Stunde ist es noch, bis AnnenMayKantereit auf der Mainstage spielen. Ich finde einen Platz ziemlich weit hinten, dafür aber mit gutem Blick auf die Bühne. Dort beschwert sich Sänger Henning May darüber, dass ständig viele Besuche Konzerte mit ihrem Smartphone filmen und sich damit das Erlebnis versauen. Doch egal wie oft Künstler das sagen und wie oft darüber geschrieben wird: Die Leute hören einfach nicht damit auf. So auch jetzt – weswegen May einem sturen Handyfilmer den Vogel zeigt.
Auch wenn jeder „Es tut mir leid, Pocohontas!“ mitgrölen kann – viele sehen die Band heute scheinbar zum ersten Mal. Der Familienvater vor mir blickt auf die Leinwand neben der Bühne, wo Sänger Henning May zu sehen ist: „Was? Ich dachte immer, das sei so ein dicker, großer. Und dann steht da so eine halbe Portion auf der Bühne und hat so ’ne Stimme!“
Seinen Sohn überzeugen die ruhigen Songs der Band nicht. Nach ein paar Nummern legt er sich auf seine Jacke auf den Boden und schließt entspannt die Augen. Ich würde es gern genauso machen, deswegen verlasse ich die Festwiese und schlendere zum Blumengarten. Auf dem Weg dahin komme ich an der zweiten Mainstage vorbei. Dort ‚fickt‘ die Antilopen Gang gerade die Uni und nicht wenig Menschen vor der Bühne bouncen zum Beat.
Entspannung gibt es bei der Poetry-Bühne oder zwischen Rosen
Keine fünf Minuten später gehe ich an der Poetry Stage vorbei. Dort sind sogar Stühle vor der Bühne aufgebaut, jemand liest einen Brief an EU-Kommissar Günther Oettinger vor, in dem er sich über dessen Englisch lustig macht. Die Stühle vor der Bühne sind alle besetzt, die Menschen lachen.
Zwischen den Rosenbeeten wird es leerer und stiller. Kaum eine Bank hier ist besetzt und nur vereinzelt schwappen noch Bässe von einer der Bühnen herüber. Zeit, kurz durchzuatmen und zu entspannen.
Am Abend wird der Westfalenpark zu einer großen Outdoor-Party
Es dämmert langsam und es wird sichtbar, wie liebevoll das Parkgelände für das Festival gestaltet ist. Übergroße Stehlampen leuchten sanft-orange am Wegesrand, von einem Baum wirft eine Diskokugel Lichtpunkte auf eine Kreuzung. Offenbar ist es auch Pflicht, dass es auf jedem Festival mindestens ein Riesenrad geben muss, das im Dunkeln zugegebenermaßen ziemlich cool aussieht – und wo aus den Boxen „Live ist Life“ dröhnt. Das wird mir als Ohrwurm vom Juicy Beats also im Kopf bleiben: Opus. Danke.
Währenddessen ist aus dem Parkgelände eine große Outdoor-Party geworden. Auf der Mainstage schießt Fritz Kalkbrenner Konfetti in die Luft, von der Seebühne dröhnen heftige Bässe und aus dem Bootshaus wird ein Club. Name: #keepitrealundso. Nach dem Auftritt von Kalkbrenner schlendere ich noch ein letztes Mal über das Gelände. Auf der Leinwand des Openair-Kinos wird MarioKart gespielt. Am Infopoint werden Kopfhörer für die Silent-Party ausgegeben. Bis 4 Uhr tanzen die Besucher noch auf dem Gelände. Ich liege da schon im Bett, summe Life is Life vor mich hin und freue mich über den schönen Tag.