NSA, BND und wie sie nicht alle heißen – als wüsste man das ganze nicht eh schon
Einmal vor ab: Ich heiße in keinem Zusammenhang die systematische Überwachung von Bürgern eines Rechtsstaats gut, noch will ich diese verharmlosen. Es geht nur darum, dass sich jetzt alle (erneut) aufregen und letztendlich nichts ändern.
Als im Sommer 2013 die NSA-Affäre startete, war der Aufschrei groß. Jetzt, wo erneut bekannt wurde, dass der deutsche Nachrichtendienst BND mit der NSA zusammengearbeitet hat und diese sogar bei Wirtschaftsspionage unterstützt hat, ist der Aufschrei erneut groß. In Zukunft, wenn weitere Vorwürfe publik gemacht werden, wird er es erneut sein. Selbstverständlich ist das gut! Die Bürger sollen – müssen sogar – für ihre Rechte kämpfen und diese verteidigen, aber war das ganze nicht irgendwie schon immer klar? Wer vor 2013 ernsthaft geglaubt hatte, dass es keine deutschen, britischen, amerikanischen, russischen, französischen, polnischen, indischen, chinesischen (diese Liste lässt sich sicher beliebig weiterführen) Geheimdienste Email mitlesen und Telefonate zurückverfolgen, darf naiv genannt werden. Das gesamte Ausmaß, wie viele Länder wirklich beteiligt waren, was, wer und wie viel ausspioniert wurde usw., ist doch in Wirklichkeit viel größer als das, was ein Whistleblower jemals bekannt machen könnte.
Viel wichtiger ist jedoch, dass es kaum einen interessiert hat, jetzt im Moment interessiert oder interessieren wird. Email werden noch immer, wie schon zuvor, über Dienste wie Google Mail verschickt. Dass diese Konzerne persönliche Daten speichern und analysieren, um Werbung auf die Nutzer abzustimmen, sollte jeder wissen. Private Unterhaltungen werden über WhatsApp und Facebook getätigt (im Übrigen ein und der selbe Konzern) – gleiches gilt auch hier. Private Familienfotos oder Nacktbilder der Freundin/des Freundes werden auf Cloudspeicherdienste hochgeladen, wodurch jegliche Rechte an den Bildern an die Konzerne weitergegeben werden, die diese Dienste anbieten.
Konzerne sind in dieser Hinsicht nicht einmal so unterschiedlich zu Regierungen. Das Worst-Case-Szenario bei Regierungen wäre, dass diese kontrollieren können, welche Informationen für ihre Bürger zugänglich sind und welche nicht (ähnlich wie in China, nur deutlich weniger offensichtlich). Bei Konzernen ist es… Eigentlich genau das gleiche, nur mit mehr Werbung, die einen im schlimmsten Fall manipulieren könnte. Das Netzt steckt voller Möglichkeiten, dementsprechend auch voller Gefahren.
Doch am Ende ist der Mensch trotz all dem doch zu komfortabel, um einen kleinen Schritt zu machen und auf Alternativen umzusteigen. Allein als Alternative zu WhatsApp lassen sich schon Threema oder SIMSme nennen. Beide mehr oder minder bekannt – wirklich durchgesetzt, um die „Vorgänger“ abzulösen, haben sie sich nicht. Dabei reicht unter Umständen schon nur der Versuch, etwas zu ändern. Freunde dazu überreden, einen anderen Messenger zu installieren, zum Beispiel. Aber das will ja wie es scheint keiner…
Bild von Alexis Lê-Quôc from New York, United States (Almost done Uploaded by MainFrame) [CC BY-SA 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons