„Mit der Figur bin ich glücklich“ – Uwe Lyko im Interview
Er ist der bekannteste Rentner des Ruhrgebiets: Herbert Knebel moppert seit 27 Jahren auf der Bühne - und macht auch Musik. Vor einem Auftritt des "Affentheaters" haben wir mit Uwe Lyko, dem Erfinder der Kunstfigur, gesprochen.
"Mit der Figur Herbert Knebel bin ich glücklich."
Reflekt: Seit 27 Jahren gehen Sie auf die Bühne. Ist das für Sie so, wie andere ins Büro gehen?
Uwe Lyko: Ja, nee, es ist natürlich schon ein bisschen anders. Man ist da natürlich immer noch so n bisschen angespannt, aber es ist natürlich auch sehr viel Routine dabei im Laufe der Jahre. Ich kenne Kollegen, die auch nach 27 Jahren noch jeden Abend Lampenfieber haben. Ich hab dat Gott sei Dank nicht. Also so lebt es sich dann doch deutlich entspannter.
Reflekt: Sie spielen Solo, mit der Band, machen nebenbei auch Fernsehen – wie viel Rampensau steckt in Uwe Lyko?
Lyko: Ja, wenn man sowas macht, muss man natürlich ne Rampensau sein, is ja klar. Sonst funktioniert dat nicht. Also, wenn man dann jemand ist, der sich so immer im Hintergrund hält – wat ja auch seine Qualitäten haben kann, aber dann in anderen Bereichen – der hat dann auf der Bühne als Frontmann schlechte Karten.
Reflekt: Wie gut lässt sich nach der Zeit Figur Herbert Knebel von der Privatperson trennen?
Lyko: Der Herbert Knebel, der ist ne Kunstfigur und da gehört auch ein gewisses schauspielerisches Talent zu, diese Figur auf die Bühne zu bringen. Et gibt ja Komedians, die sich ja im Prinzip, da ist – das ist gar nicht negativ wertend gemeint -, die bringen sich 1:1 auf die Bühne, die sind privat auch so, wie sie auf der Bühne sind. Ist ja auch okay und ich hab mir halt diese Figur ausgesucht. Hat sich so ergeben und da bin ich auch ganz glücklich mit.
Knebel ist kein Spießer - über die regt er sich auf
Reflekt: Sie sind kein politischer Kabarettist. Dennoch berühren die Witze von Knebel Themen, die auch politisch diskutiert werden. Verändert sich das Publikum und muss Herbert Knebel darauf reagieren?
Lyko: Dat Publikum ändert sich natürlich schon. Ich mein, mittlerweile kommen Leute zu uns, die, als wir angefangen haben, noch gar nicht auf der Welt waren oder drei, vier Jahre alt waren. Und zu uns kommen ja jetzt nicht nur 60, 70 und 80 Jährige. Also da kommen ja auch jüngere Leute nach, Gott sei Dank. Aber es kommen auch immer wieder neue Themen dazu. Also vor 27 Jahren hätte Herbert Knebel noch nichts erzählt zu Internet, zu Street-View, zu Tatoos und Piercings.
Reflekt: Herbert Knebel bleibt also verschont, auch wenn sich das politische Denken der Menschen ändert?
Lyko: Ich glaub, der bleibt schon seiner Linie treu. Knebel ist glaube ich ein Typ, auch wenn er nicht so direkt politisch ist, aber man hat glaube ich schon den Eindruck, dat is noch so’n Sozialdemokrat so alter Schule. Auch so jemand, der glaub ich einen großen Gerechtigkeitssinn hat und auch einfach so n Gespür für Ungerechtigkeiten hat und der trotz seiner ganzen Möpprigkeit eigentlich auch gar kein Spießer ist. Sondern sich eher so über die Spießer aufregt, also die dann im Kleingartenverein mit dem Zollstock nachmessen, ob die Hecke auch hoch genug ist. Über so Leute regt der sich ja eher auf.
Reflekt: Gibt es etwas, worüber Herbert Knebel keine Witze machen würde?
Lyko: Ja auf jeden Fall. Wir sind im Autorenteam drei Leute und was völlig klar ist: nix, wat irgendwie auch nur ansatzweise mit Rassismus zu tun hat, auch irgendwie nix Schwulenfeindliches und auch nix direkt Sexistisches. Also, et gibt natürlich immer wieder mal ein paar kleine Anspielungen, aber dat ist dann so kalauermäßig und Sexismus ist ja auch glaub ich immer gepaart mit so einer gewissen Form von Verachtung und bei dem knebelschen Humor hat das einfach keinen Platz, dat is einfach so.
Reflekt: Herr Lyko, danke für das Gespräch!